Samstag, 24. März 2012

Beginn einer anderen Zeit

Thema zum Passionssonntag: Kreuzverhüllung

Der Brauch, während der österlichen Bußzeit zunächst den ganzen Chorraum, später nur den Hauptaltar zu verhüllen entstand in Klöstern nördlich der Alpen und ist schon um das Jahr 1000 nachweisbar. Die großen Vorhänge, die den Blick auf den Hochaltar und das Allerheiligste verhinderten oder zumindest beeinträchtigten, erhielten bald den Namen „Hungertücher“, weil sie eben nur zum Ende der früher noch strengeren Fastenzeit Verwendung fanden. Waren es zunächst noch einfach, oft ungefärbte Leinentücher, so wurden diese seit dem hohen Mittelalter oftmals mit Passionsmotiven bemalt oder – in jüngerer Zeit – in der liturgischen Farbe der Bußzeit, dem Violett, gefärbt.

Die Altarverhüllung in der Fastenzeit galt als zusätzliche Bußübung der Gläubigen. Zur körperlichen Buße des Fastens trat die seelische und sinnliche: Das Tuch nahm der Gemeinde den tröstlichen Blick auf den – zumeist prächtig gestalteten - Altarraum und die verehrten Reliquien. Für zwei lange Wochen war es nur mehr möglich, die Liturgie hörend zu verfolgen und steigerte so das Verlangen, den göttlichen Glanz in der Liturgie des Osterfestes von neuem zu entdecken. (Diese Sehnsucht, zu sehen, bringt Thomas von Aquin in seinem berühmten Hymnus „Adoro te“ so gefühlvoll zum Ausdruck: „Einst am Kreuz verhüllte sich der Gottheit Glanz … Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht, stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht: lass die Schleier fallen einst in deinem Licht, dass ich selig schaue, Herr, dein Angesicht!“

Der - allerdings keineswegs einheitliche - Gebrauch des Fastentuches änderte sich mit den theologischen Auffassungen immer wieder. Als in der Gotik das Sehen wollen des Mysteriums und des Geschehens am Altar in den Vordergrund trat, gewannen die – kleiner werdenden – Hungertücher mehr und mehr symbolischen und dekorativen Charakter. Stattdessen entstanden vielmehr „Zeigegeräte“ wie kostbare Monstranzen für die Eucharistie oder wertvolle Ostensorien für die Reliquien: Schließlich fielen nicht nur die Hungertücher, sondern auch vielerorts die Lettner (Chorschranken) in den Kirchen, die ohnehin schon immer den Blick in den Chorraum der Kirche beschränkten, dem neuen Bedürfnis zum Opfer, „mit Augen, Mund und Händen“ an der göttlichen Liturgie teilzuhaben.

Eine erste Wiederbelebung nach dem II. Vatikanischen Konzil erfuhren die Hungertücher übrigens 1976 durch die Bischöfliche Aktion „Misereor“:  Alle zwei Jahre gestalten seitdem Künstler aus verschiedenen Regionen der Weltkirche jeweils ein neues Hungertuch, das in vielen Kirchen aufgehängt wird und auf die Fastenaktion hinweisen soll (Misereor-Hungertuchgalerie). Die Verhüllung der Kreuze und mancherorts auch der Bilder, die mit dem Messbuch von 1570 für die ganze Kirche allgemein vorgeschrieben war, wurde durch das II. Vaticanum zu einer Soll-Bestimmung. Dennoch hat sie sich erfreulicherweise in den meisten Kirchen aller Bilderstürmerei der 70er und 80er Jahre des 20. Jahrhunderts zum Trotz bewahrt, so auch in unserer altehrwürdigen Cappenberger Stiftskirche.



Sonntag, 26. Februar 2012






Schneeglöckchen

Schneeglöckchen, ei, du bist schon da?
Ist denn der Frühling schon so nah?
Wer brachte dich hervor ans Licht?
Trau doch dem Sonnenscheine nicht!
Wohl gut er's eben heute meint,
wer weiss, ob er dir Morgen scheint?

                                      Ich warte nicht, bis alles grün;
                                      wenn meine Zeit ist, muss ich blühn.
                                      Der mich erschuf für diese Welt,
                                      heisst blühen mich, wann's ihm gefällt;
                                      Er denkt bei Schnee und Kälte mein,
                                      wird stets mein lieber Vater sein.


Hoffmann von Fallersleben

Mittwoch, 22. Februar 2012

Mittwoch, 1. Februar 2012

(3D-Anaglyphbild, die korrekte 3D-Wiedergabe erfordert die Betrachtung durch eine Rot-Cyan-Brille)

Kommen Sie mit Ihrer 3D-Brille (rot-cyan) in unser letztes Krippenbild: Für die Kerzensegnung am "Lichtmesstag" (2.2.) ist schon alles bereitet! Das Krippenbild zeigt die "Darstellung des Herrn im Tempel", von der der Evangelist Lukas im 2. Kapitel seines Evangeliums wie folgt berichtet:


"Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde. Dann kam für sie der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:

Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden: 
Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. 
Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.

Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit und seine Gnade ruhte auf ihm."  (Lk 2, 21-40)

Der Lobgesang des Simeon, den das Evangelium hier überliefert, hat später Eingang gefunden in das Stundengebet der Kirche und gehört zum täglichen Nachtgebet, der Komplet, umrahmt von der wunderschönen Antiphon "Salva nos": Bewahre uns, Herr, wenn wir wachen, beschütze uns, wenn wir schlafen: auf dass wir wachen mit Christus und ruhen in seinem Frieden!

Zum heutigen Festtag hier eine wunderschöne Komposition des "Nunc dimittis" von Sir Charles Villiers Stanford, gesungen vom St. John's College, Cambridge:

http://youtu.be/Cc9a3hB99ZQ

Dienstag, 31. Januar 2012



Heute vor 9 Jahren starb der als "Speckpater" bekannt gewordene Prämonstratenser Werenfried van Straaten. Nicht in allen seinen Vorstellungen und Einschätzungen unumstritten, beeindruckt doch sein konsequentes und unermüdliches Eintreten für die Liebe, für Versöhnung, Frieden und Freiheit - auch und gerade der Religionsfreiheit. In Wort und Tat hat er unendlich viel Gutes geleistet und ist mit seinem Hilfswerk "Kirche in Not - Ostpriesterhilfe" zahllosen Menschen in Not und Bedrängnis zu Hilfe gekommen.

Für mich ist er in all seiner Menschlichkeit und Schwäche ein starker Zeuge des göttlichen Heilswillens und eine der großen vorbildlichen Gestalten, die der Orden der Prämonstratenser in der jüngeren Geschichte hervorgebracht hat.

Wer sich über Werenfried van Straaten und über sein Leben und Werk informieren möchte, dem empfehle ich diesen Film bei YouTube:

http://www.youtube.com/watch?v=RGaYCI9S6wg



Dienstag, 24. Januar 2012

Papst Benedikt XVI.
"Die Suchmaschinen und die sozialen Netzwerke sind der Ausgangspunkt der Kommunikation für viele Menschen, die Rat, Anregungen, Informationen, Antworten suchen. Das Netz wird heutzutage immer mehr der Ort von Fragen und Antworten; mehr noch, der Mensch von heute wird von Antworten auf Fragen bombardiert, die er sich nie gestellt hat, und auf Bedürfnisse, die er nicht empfindet. Die Stille ist kostbar, um das nötige Unterscheidungsvermögen zu fördern im Hinblick auf die vielen Umweltreize und die vielen Antworten, die wir erhalten, gerade um die wirklich wichtigen Fragen zu erkennen und klar zu formulieren."

("Botschaft zum 46. Welttag der Kommunikationsmittel"; siehe
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/messages/communications/documents/hf_ben-xvi_mes_20120124_46th-world-communications-day_ge.html)

Freitag, 20. Januar 2012

Gedenktag des Hl. Sebastian

Hl. Sebastian in der Stiftskirche Cappenberg
(3D-Anaglyph, Rot-Cyan Brille erforderlich)

Sebastian war nach dem Zeugnis des Ambrosius Mailänder, möglicherweise aber auch in Narbonne geboren, so eine Legende im Umfeld des Sebastiangrabes an der Kirche San Sebastiano fuori le mura in Rom.

Die Legende schildert Sebastian - über den man nichts wusste, sondern nur sein Grab kannte - ausgehend von der Bedeutung seines Namens: Demnach war er zur Zeit von Papst Gaius Hauptmann der Prätorianergarde am kaiserlichen Hof Diokletians. Er verheimlichte am Hof seinen christlichen Glauben, aber seine Stellung erlaubte ihm, seinen christlichen Glaubensgenossen in den Gefängnissen Roms beizustehen - so Marcus und Marcellianus, Tiburtius, und den "vier Gekrönten" Claudius, Castorius, Nicostratus und Symphorianus. Er sprach ihnen Mut zu, konnte auch immer weitere Römer bekehren, wirkte Wunder, bekehrte auch römische Adlige und sorgte für die Bestattung der Märtyrer.

Dieser Legende nach ließ Kaiser Diokletian, als er von Sebastians Glauben erfuhr, diesen an einen Baum binden und von numidischen Bogenschützen erschießen. Sebastian wurde für tot gehalten und am Hinrichtungsort liegen gelassen; aber er war von den Pfeilen nicht getötet worden. Die Witwe des Märtyrers Castulus namens Irene nahm sich seiner an und pflegte seine Wunden.

Als er sich wieder erholt hatte, trat er dem erstaunten Kaiser öffentlich entgegen, um ihm die grausame Sinnlosigkeit seiner Verfolgungen vorzuhalten. Diokletian ließ ihn daraufhin im Hippodrom des Palastes "Domus Augustana" auf dem Palatin in Rom zu Tode peitschen und die Leiche in die "cloaca maxima", den "größter Abwasserkanal", der vom Palatin zum Tiber führte und am Pons Aemilius in den Fluss mündete, werfen (um 288). Sebastian erschien dann der Christin Lucina im Traum und wies ihr den Ort; sie holte den Leichnam heraus und bestattete ihn im Coemeterium an der Via Appia, den Katakomben des Sebastian. Hier befindet sich heute die Kirche San Sebastiano fuori le mura.

(Quelle: www.heiligenlexikon.de)